Regenwassernutzung

Zu schade für die Kläranlage

Wer Regenwasser für Garten, WC-Spülung und zum Wäschewaschen nutzt, spart kostbares Trinkwasser und Geld. Wichtig ist, dass man die Anlage rechtzeitig und sorgfältig plant.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Regenwasser zu nutzen schont die Trinkwasservorräte; bei starken Regenfällen entlastet es Kanalisation und Kläranlagen; das kalkfreie, weiche Regenwasser reduziert den Waschmittelverbrauch; man muss weniger teures Trinkwasser kaufen und spart oft bei den Abwassergebühren. Kein Wunder, dass viele Kommunen die Regenwassernutzung fördern. Trotzdem scheuen viel Hausbesitzer den Aufwand, dabei ist er beim Neubau gar nicht so hoch, wie die meisten denken.

Und selbst das Nachrüsten ist ohne große Probleme möglich.

Um Regenwasser in Haus und Garten einsetzen zu können, braucht man nur wenige Bauteile. Ein geeignetes Dach, einen oder mehrere Filter, die an das Regenfallrohr angeschlossen werden, einen Speicher und eine Pumpe oder eine Regenwasserzentrale. Der Verbraucher sollte nicht auf die falschen Produkte setzen. Für Gartenanlagen reicht die Pumpe, für Anlagen im Haus sollten Module mit Trinkwassernachspeisung eingebaut werden.
Für die Regenwassernutzung ist generell ein zweites Rohrleitungsnetz vorzusehen. Denn die wichtigste vom Gesetzgeber vorgeschriebene technische Regel lautet: Regen- und Trinkwasser sind in zwei getrennten und deutlich gekennzeichneten Leitungsnetzen zu führen, damit Regenwasser nicht ins öffentliche Trinkwassernetz gelangt

Sparpotential

Toiletten- und Urinalspülung:

Garten- und Grünflächenbewässerung: Waschmaschinen: Autowäsche: 43 Liter pro Person und Tag bei Toiletten mit herkömmlicher Spülung; bei Spülkästen mit Wasserstopptaste 18 Liter
Garten- und Grünflächenbewässerung:

40 bis 60 Liter pro Jahr für den Quadratmeter Gartenfläche. Reinigung von Terrassen, Treppen im Außenbereich möglich
Waschmaschinen:

8 Liter pro Tag und Person. Der Verbrauch ist allerdings abhängig von Haushaltsgröße, Befüllungsgrad mit Wäsche und Alter der Maschine.
Autowäsche:

Bitte nicht. Sie sollte in einer wassersparenden, die Abwässer vorreinigenden Waschanlage erfolgen.
Dachfläche
Dachmaterial und Neigung wirken sich auf Wasserqualität aus und auf die nutzbare Niederschlagsmenge. Auf separate Schmutz- oder Laubfänge in den Rinnen verzichtet man besser: Sie sind schwer zu reinigen und können den Regenabfluss hemmen. Die Reinigung des Regenwassers wird ohnehin von den Filtern übernommen.

Filter
Entweder man baut in jedes Fallrohr einen Filter ein oder führt die Fallrohre an einem leistungsfähigen Filter zusammen, wenn man mehrere Dachflächen anschließen will. Die meisten Hersteller bieten auch Kombinationen aus Speicher und Filter an. Weitere Filter wie Feinfilter, die aus der Trinkwasserversorgung bekannt sind, sollten nicht eingebaut werden. Diese können ebenfalls zur Beeinträchtigung der Wasserqualität führen.

Speicher
Der mehrere tausend Liter große Speicher sollte dunkel und kühl untergebracht sein, sonst können sich Algen bilden und die Wasserqualität beeinflussen. Beim Neubau werden überwiegend Außenspeicher aus Kunststoff oder Beton eingesetzt. Wichtig: Die Speicher lässt man am besten einbauen, kurz bevor die Baugrube rund um den Keller verfüllt wird. Das spart den separaten, teuren Baggereinsatz. Neben dem Zulauf vom Dach ist ein Anschluss an die Kanalisation nötig, falls der Speicher überläuft.

Speicher sind für Ein- und Zweifamilienhäuser in Größen bis 10000 Liter erhältlich. Für Ein- bis Zweifamilienhäuser geht man von einem Speichervolumen von 25 bis 50 Litern pro Quadratmeter angeschlossener Dachfläche aus, ausgenommen bei der Berechnung sind Gründächer. Das so errechnete Speichervolumen sollte allerdings nicht größer als 800 bis 1000 Liter pro Nutzer sein. Die zunehmende Klimaveränderung zeigt mittlerweile längere Trockenzeiten im Sommer, aber auch teilweise starke Regengüsse, sodass man etwas mehr Puffervolumen einplanen sollte.
Läuft der Speicher ein bis zweimal im Jahr über, werden störende Schwimmstoffe entfernt. Bei einem Vier-Personen-Haushalt ergibt sich eine Speichergröße von etwa vier Kubikmetern Nutzinhalt bei 100 Quadratmeter Dachfläche. Diese Speichergröße deckt rund 70 bis 90 Prozent des Wasserverbrauchs für Toilette und Garten, je nach Niederschlagsmenge und Wasserverbrauch.

Regenwasserzentrale
Ein wesentlicher Bestandteil des Systems ist die Druckerhöhungsanlage. Diese besteht aus Pumpe, Druckregler mit Druckschalter, Manometer und der Systemsteuerung. Qualitätsmerkmale sind geringe Geräuschentwicklung, Korrosionsbeständigkeit, ein geringer Wartungsaufwand und eine lange Lebensdauer. Hier sollte man nicht sparen, sondern zu mehrstufigen Kreiselpumpen greifen, die für die Regenwassernutzung entwickelt wurden. Nur bei langer Saugleitung wählt man Tauchpumpen, die direkt im Speicher eingesetzt werden.

Trinkwassernachspeisung
Sie sorgt dafür, dass automatisch auf die Versorgung mit Trinkwasser umgestellt wird. Die Regenwasserzentrale speist so nur die Menge Trinkwasser nach, die gerade benötigt wird. Anlagen die für die Nutzung von Regenwasser im Gebäude vorgesehen sind müssen eine Trinkwassernachspeisung nach DIN-Norm haben.

Info


Hygiene? Keine Probleme
Zahlreiche Untersuchungen dokumentieren eine gute Wasserqualität in der Regenwasseranlage, so unter anderem die Studien von Privatdozent Reinhard Holländer vom Landesuntersuchungsamt für Chemie, Hygiene und Veterinärmedizin in Bremen und von Professor Friedrich Lücke, Hygieniker an der FH Fulda. Sind die Anlagen nach dem Stand der Technik gebaut, erreicht das gesammelte Regenwasser die Qualität, die in Europa für Badeseen vorgeschrieben ist. Oft ist die Wasserqualität sogar so gut, dass Grenzwerte der Trinkwasserverordnung eingehalten werden.
Wäsche, die mit Regenwasser gewaschen wurde, weist nach dem Trocknen keine höhere Keimbelastung als mit Trinkwasser gewaschene auf.
Der Gesetzgeber hat sich der in Deutschland vorherrschenden Lehrmeinung angeschlossen und sieht mit der Trinkwasserverordnung bei der Regenwassernutzung für die Toilettenspülung, zur Reinigung von Außenanlagen oder zum Blumengießen keine Einschränkung vor.
Im Eigenheim kann jeder zudem selbst entscheiden, ob er seine Wäsche mit Regenwasser reinigt. Im vermieteten Wohnungsbau muss, wenn eine Regenwassernutzungsanlage eingebaut ist, dem Mieter aber eine Wahlmöglichkeit zwischen Regen- und Trinkwasser gelassen werden.
Infos
Umfassendes Informationsmaterial für Endverbraucher bietet für fünf Euro die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung fbr e.V. an. Internet: www.fbr.de, E-Mail: info@fbr.de

Leitungssystem
Als Rohre haben sich Kunststoffleitungen aus Polyethylen und Polypropylen bewährt, die einfach zu handhaben und gegenüber Regenwasser nicht korrosiv sind. Um ein Verwechseln von Trinkwasser- und Regenwasserleitung auszuschließen, muss das Leitungsnetz durchgängig gekennzeichnet sein, zum Beispiel mit einem parallel verlegten Hinweisband. Jede Regenwasserzapfstelle muss gekennzeichnet werden.
Wer die Regenwasseranlage erst später einbauen will, sieht am besten bereits beim Hausbau einen zweiten Leitungsstrang für das Regenwasser vor. Für die Verbindung vom Speicher zum Haus ist ein Leerrohr für die Saugleitung und elektrische Anschlüsse nötig. Für die sichere Installation empfiehlt es sich, einen Fachmann zurateziehen.

Genehmigung und Kosten
Der Einbau von Regenwassernutzungsanlagen ist nicht genehmigungsbedürftig. Der Nutzer muss seinem Wasserversorgungsunternehmen und dem zuständigen Gesundheitsamt vor Errichtung der Anlage dies nur mitteilen und sicherstellen, dass von seiner Anlage keine Rückwirkung in das öffentliche Wassernetz möglich ist. Ob sich Land oder Kommune an den Kosten beteiligen, fragt man beim Wasserversorger oder Bauamt nach.
Die Kosten einer Regenwassernutzungsanlage für einen Vierpersonenhaushalt betragen etwa 4000 Euro. Vom durchschnittlichen Wasserverbrauch von 117 Liter pro Person und Tag - sparsame Haushalte kommen mit 80 bis 100 Liter aus - kann Regenwasser zirka 50 Prozent Trinkwasser ersetzen, vor allem bei der Toilettenspülung. Bei der Gartenbewässerung sind noch höhere Werte möglich. Dabei spart man den Preis für die entsprechende Menge Trinkwasser und muss meist beim Abwasser nur eine ermäßigte Gebühr zahlen. Das ergibt bei einem Vierpersonenhaushalt eine Einsparung von zirka 220 Euro pro Jahr. ÖKO-TEST Online
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